Meet the Keynote Speakers: Interview mit Johannes Schaback, CTO bei Ladenzeile.de

SMX: Was ist wird deiner Meinung nach die wichtigste Entwicklung im Jahr 2018 sein, mit der sich jeder Online Marketer auseinandersetzen muss?

Johannes SchabackJohannes Schaback: Zum einen schauen wir natürlich sehr genau auf die Entscheidungen in Brüssel und Deutschland rund um den Themenkomplex GDPR und ePrivacy. Insb. ePrivacy wird für uns Online Marketeers eine Zäsur bedeuten.

Wir schauen uns sehr genau die Entwicklungen der voice enabled personal assistants an und versuchen vorherzusagen wie sich das Ecosystem entwickeln wird. Aktuell ist es ein Kopf-an-Kopf Rennen der GAFAs, aber einer wird sich sicherlich bald vom Hauptfeld nach vorne absetzen. Das wird wahrscheinlich der Player sein, der die besseren Daten hat um Machine Learning Modelle zu trainieren die wiederum mehr intelligente Funktionalität für den Nutzer mit sich bringen.

Ferner beobachten wir sehr genau wie Facebook seiner Messenger-Strategie umsetzt und ein westliches WeChat versucht aufzubauen. Wir glauben, dass sich in der peer-to-peer Kommunikation mit Brands sehr viel ergeben wird.

Wir beobachten ferner sehr genau die Anti-Trust Kommission in Brüssel, die aktuell Googles Antwort auf die kartellrechtliche Verurteilung vom vergangenen Jahr untersucht. Googles Änderungen am Product, insb. Google Shopping, nach dem Urteil fallen unserer Meinung nach viel zu kurz aus und müssen unserer Einschätzung nach von der Kommission zurückgewiesen werden.

SMX: Du sprichst in deiner Keynote von „Digitalisierung in Lichtgeschwindigkeit“. Wann denkst du wird AI in jedem Haushalt (in Deutschland) auf die ein oder andere Art integriert sein?

Johannes Schaback: AI wird häufig reduziert auf Technik die neuerdings etwas kann, was vorher nur Menschen konnten, oder als Technik die eine neue Form der Interaktion mit dem Menschen ermöglicht. Das greift aber zu kurz, da Methoden der Künstlichen Intelligenz insbesondere zur Verbesserung und Optimierung von digitalen Diensten und Produkten verwendet wird die es eigentlich schon länger gibt. zB. Datenanalyse, Recommendation Engines, Wettervorhersage, maschineller Börsenhandel, Suche, etc. Jeder der einen eMaildienst mit funktionierender Spam-Detection verwendet oder ein aktuelleres Mobiltelephon besitzt, ist in den Kontakt mit AI gekommen.

AI ist somit den Haushalten bereits angekommen, auch wenn es nicht immer direkt wahrgenommen wird.

Darüber hinaus gibt es ein paar Produkte die erste mit aktuellen Methoden der künstlichen Intelligenz möglich geworden sind. Dazu zählen die persönlichen Sprach-Assistenten wie Siri und Alex, aber auch Anwendungen die dem Konsumenten verborgen bleiben wie zB. automatisierte Auswertungen und Diagnosen im Gesundheitswesen oder Erkennung des Reifegrades und anderer Merkmale in landwirtschaftlichen Anbaugütern.

Die Frage ist daher nicht mehr nach einem „wann“, sondern eher nach „wie geht es weiter?“.

SMX: Viele, große wie kleine, Unternehmen, haben massive Probleme damit, sich auf die Veränderungen die AI mit sich bringt einzustellen und laufen Gefahr, den Entwicklungen nur noch hinterherzuhinken. Was denkst du sind die Gründe dafür, dass so ein fortschrittliches Land wie Deutschland in so mancher Hinsicht hinterherhinkt?

Johannes Schaback: Das Digitalisierungsverständnis der Wirtschafts ist in Deutschland gar nicht so schlecht. Viele haben den Schuss gehört aber kämpfen mit der Umsetzung. Deutschland wird – insb. von sich selbst – als rückständig wahrgenommen, weil es nur sehr wenige digitale Leuchtturm-Firmen gibt, die uns die Gewissheit geben könnten, dass wir „Digitalisierung“ verstanden haben. Hinzu kommt, das die deutsche Gesellschaft (inkl. Medien) weniger Aufmerksamkeit für Selbstvermarktung hat, sodass mancher digitale Erfolg unbekannt bleibt.

Problematisch ist in der Tat, dass die Politik und die Wirtschaft in ihrem Verständnis und insb. in ihrere Reaktionsgeschwindigkeit sehr weit auseinander liegen. Das geht auch einher damit, dass Deutschland zwar finanziell bereit ist in seine digitale Infrastruktur und Bildung zu investieren, aber ein großes Unvermögen vorherrscht diese Bereitschaft in Taten umzusetzen. Darin liegt das große Risiko, dass wir unsere Zukunft verspielen.

Maschinelles Lernen und KI bauen auf großen Datenmengen und hoch-technologisierten Wissen auf und ist damit eine weitere Evolutionsstufe der Digitalisierung. Viele Firmen sind aber noch stark mit der ersten Stufe beschäftigt und fühlen sich durch AI überrumpelt oder gar überfordert. Um KI wertstiftend in einem Unternehmen einzusetzen, wird ein hoher Grad an Digitalisierung vorausgesetzt, sodass ich allen Akteuren, die sich vor dieser Herausforderungen sehen, nur empfehlen kann, ihre Digitalisierungsstrategie mit Hochdruck voran zu treiben und ferner die Kernelemente ihres Geschäftsmodells zu ermitteln, die mit Methoden des Maschinellen Lernens massiv optimiert werden können.

SMX: Wie erklärst du deinen Kindern, was du beruflich machst?

Johannes Schaback: Ich erkläre meinem vierjährigen Sohn, dass ich daran arbeite den Menschen das Einkaufen zu erleichtern. Das ist so ziemlich genau unsere Vision bei LadenZeile.

SMX: Wie erklärst Du Deiner 95-jährigen Oma, was Du beruflich machst?

Johannes Schaback: Ich erkläre meiner Oma, dass sie die Computer und Maschinen nicht als Bedrohung verstehen muss, sondern als ein sehr mächtiges – wenn auch kompliziertes – Werkzeug. Die Künstliche Intelligenz ordnet sich dieser Idee unter und ist ein mächtiges Werkzeug das der Menschheit bereits in ihrer aktuellen, limitierten Form das Leben an vielen Stellen einfacher macht.

SMX: Vielen Dank Johannes! Wir freuen uns schon sehr auf deine Keynote auf der SMX München.



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