Wird Facebook die größte Suchmaschine?

Interview mit Curt Simon Harlinghausen

In Deutschland ist sie noch nicht einmal verfügbar, aber in der Suchmaschinen-Szene wird Facebooks Graph Search heiß diskutiert: Wird sie die Welt der Suchmaschinenmarketer verändern? Wächst aus der Allianz zwischen Facebook und Bing eine starke Alternative zu Google heran? Auf der SMX 2013 informiert dazu der Facebook-Partner und -Experte Curt Simon Harlinghausen, Geschäftsführer der Agentur AKOM360 (@harlinghausen). Wir haben ihn vorab interviewt:

Warum ist Graph Search wichtig für das Suchmaschinenmarketing?

Harlinghausen: Man muss das vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung sehen, der Digitalisierung und Vernetzung jeder Nische. Facebook besitzt mehr Content als irgendein anderer Online-Dienst. Es ist schon lange ein großes Bedürfnis der User, Inhalte wiederzufinden und auf Erfahrungen von Bekannten zurückzugreifen. Es gibt keinen besseren Indikator auf relevanten Inhalt als die Empfehlung eines persönlichen Kontakts. Für Menschen, die Facebook jetzt schon viel nutzen, wird die Graph Search ein hervorragendes Suchtool für viele Lebensbereiche darstellen. Unternehmen, die viele Likes und Freunde haben, sind dann mit ihren Angeboten im Vorteil.

Wie ist das Verhältnis zwischen Graph Search und Google? Ist das direkter Wettbewerb?

Curt Simon Harlinghausen

Curt Simon Harlinghausen im Februar 2013 im Facebook-Campus Menlo Park, Kalifornien

Harlinghausen: Auf kurze und mittlere Sicht nicht, aber auf Dauer vielleicht schon. Vorerst gibt es eine starke Differenzierung, was ein Suchender über die jeweilige Plattform an Informationen erwartet. Google genießt ein sehr hohes Vertrauen der User und hat eine unglaublich starke technische Infrastruktur, um das Internet zu katalogisieren. Allerdings fehlt mit Facebook eben doch ein ganz entscheidender Teil des Netzes. Google wird für Themen mit einer gewissen Historie und Breite noch lange die wichtigste Suchplattform bleiben. Bei Graph Search geht es dagegen um punktuelle persönliche Empfehlungen, etwa von Produkten, Restaurants, Zahnärzten, oder das Finden geeigneter Informationen, Bewertungen und Erfahrungen zu einem bestimmten Zweck – alles eher unter dem Gesichtspunkt der Aktualität und Subjektivität. Facebook verfügt über sehr viel tiefere Informationen (Trendthema Big Data) zu den Nutzern als Google. Gleichzeitig personalisiert Google ja bekannterweise auch zunehmend und macht auch Fortschritte bei der sozialen Suche. Wahrscheinlich werden sich somit auf lange Sicht die Angebote annähern.

Wie sollten Suchmaschinenoptimierer handeln?

Harlinghausen: Es wird dauern, bis wir hier die ultimative Empfehlung geben können. Aber wenn Unternehmen semantische Begriffe besetzen wollen, müssen sie sich zukünftig auch um Graph Search kümmern. Über den Algorithmus ist wenig bekannt, somit müssen Unternehmen frühzeitig ihre eigenen Erfahrungen mit den jeweils relevanten Suchbegriffen sammeln, um an der Spitze mitzuspielen. Graph Search wird die Suchlandschaft ergänzen und um eine neue Facette bereichern. Das bedeutet, dass Unternehmen sich immer mehr mit einem Multi-Channel-Ansatz, mit Personalisierung und einer neuen Content-Strategie befassen sollten, um sich einen Vorsprung zu verschaffen. Weitere Tipps gibt’s auf unserem Blog und auf der SMX!

Wir sind gespannt! Direkt nach der Eröffnung mit dem Keynote-Interview zum Thema Google Transparency mit Jake Hubert, Business Product Manager bei Google, stellt Curt Simon Harlinghausen am Dienstag, 9. April, 10.30 Uhr, seine Thesen vor: „10 Thesen zur Zukunft von Social Media und wann (oder ob) Facebook die größte Suchmaschine wird“. Hören Sie unter anderem seine Einschätzung zu den aktuellen Lead-Plattformen wie Facebook, Youtube, Twitter und LinkedIn, der Rolle von Google und dazu, wie Facebook ein immer ernsthafterer Wettbewerber für Google wird.



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